Löcher |
Die grundlegenden Prinzipien der Lochkamerafotografie und der Herstellung eines Lochs sind in der Lochkamera-FAQ erläutert. Auf dieser Seite finden sich daher lediglich zusätzliche Erläuterungen zu einigen Besonderheiten bei der Verwendung eines Lochs als Aufnahme-"Objektiv".
Bildschärfe / Blende / Brennweite / Lochgröße / Material / Metallfolie / Schärfentiefe / Tunneleffekt
Bildschärfe
Die Bildschärfe einer Lochkamera ist begrenzt. Man kann hier nur von einer relativen Schärfe sprechen. Der Grund ist einfach zu verstehen, wenn man sich folgende Überlegung zu eigen macht:Blende
Die Lochkamera hat wie eine "normale" Kamera eine Blende (genauer gesagt: eine Blendenzahl). Während dieser Wert bei Linsensystemen variabel ist, da man ein Objektiv in der Regel ja abblenden kann, hat eine Lochkamera üblicherweise einen festen Blendenwert. Man bezeichnet hier als Blende B den Quotienten aus Brennweite F und Lochdurchmesser D:B = F / D
Die Blendenzahl hängt direkt mit der erforderlichen Belichtungszeit zusammen. Bei konstanter Beleuchtung entspricht eine Verdoppelung der Blendenzahl einer Vervierfachung der Belichtungszeit, eine Halbierung der Blendenzahl somit einer Viertelung der Belichtungszeit. Der Grund ist geometrischer Natur. Der in die Berechnung der Blendenzahl einfließende Durchmesser der Aufnahmeöffnung bestimmt die Durchtrittsfläche für das einfallende Licht über die bekannte Formel 2 * Pi * r^2. Durch die Quadrierung des Radius vervierfacht sich die Fläche bei doppeltem Durchmesser, entsprechend ändert sich die Lichtmenge.
Brennweite
Eine "Brennweite" im physikalisch-optischen Sinn gibt es bei einer Lochkamera nicht, da keine Lichtbrechung bzw. -reflexion stattfindet und damit auch keine Lichtstrahlen in einem Brennpunkt vereinigt werden. Der Begriff wird jedoch analog angewendet und bezeichnet einfach den Abstand zwischen Aufnahmeöffnung und Filmebene.Herleitung der Lochgröße
Die ideale Größe der Aufnahmeöffnung leitet sich aus einer Optimierung der Beugungsunschärfe und der geometrischen Unschärfe her.Den optimalen Durchmesser bekommt man wenn beide Unschärfekreise gleich groß sind:
2.44 * lambda * D / d = d
oder d = Wurzel( 1.34E-3 * D ) = 0.0366 * Wurzel(D)
(was also nach Rundung der in der FAQ verwendeten Formel D = 0,037 x SQR(F) entspricht), wenn man für lambda die vorherrschende Wellenlänge des Sonnenlichts (etwa 550nm) in Millimetern (also 550e-6 mm) (!) einsetzt. Man erhält dann d in mm wenn man D ebenfalls in mm mißt.
Bei D=50mm kommt man so z.B. auf d=0.26mm
Überlegungen zum Material für das Loch
Sofern man das Loch nicht sowieso unmittelbar in die "Kamera" macht, z.B. bei Verwendung einer Getränkedose, so stellt sich die Frage, welche Materialien geeignet sind.
- möglichst dünn,
- lichtdicht,
- ermöglicht runde, saubere, gratfreie Löcher
Ich habe funktionierende und ordentlich abbildende Löcher bereits in schwarzem Papier gemacht.
Ein entsprechendes Loch mit ca. 0,5 mm Durchmesser ist in meiner Kartonkamera 13x18 eingebaut.
Die bessere Wahl - weil stabiler, besser zu bearbeiten und leichter sauber zu halten - ist dünne
Metallfolie. Während normale Haushaltsalufolie in der Regel zu leicht reisst und schwieriger zu bearbeiten ist,
ist Messing- oder Edelstahlfolie ideal.
Metallfolie
Für Metallfolie gibt es mehrere Bezugsmöglichkeiten:
Eine andere Möglichkeit besteht darin, in Bastel-/Handarbeitsgeschäften sogenannte Prägefolie zu erwerben. Diese gibt es in mehreren Farben und Stärken. Es handelt sich vermutlich um gefärbte Edelstahlfolie (gold, kupfer etc.). Ich habe letztens für 3 Blatt à 30 x 19 cm 5,40 DM bezahlt. Eine Messung mit einer Mikrometerschraube ergab eine Stärke von 0,075 mm, also ideal für Lochkamera-Zwecke.
Eine dritte Quelle sind die Töpfchen, in denen Teelichter stecken. Die Töpfchen bestehen aus dünner Metallfolie (das Mikrometer zeigte 0,08 mm). Nachteilig ist hierbei etwas, dass man nur relativ kleine ebene Flächen hat, die etwas schwieriger zu bearbeiten sind.
Schärfentiefe
Wenn man sich die weiter oben gemachten Ausführungen zur Bildschärfe durchliest, so müßte man auf den Gedanken kommen, daß Lochkameraaufnahmen um so schärfer werden, je weiter das Motiv entfernt ist. In der Theorie ist das richtig und es sollte eigentlich keinen Schärfentiefenbereich geben.Tunneleffekt
Grundsätzlich sollte das verwendete Material so dünn wie nur möglich sein, aber das führt natürlich schnell an Grenzen, da beliebig dünne Folie natürlich nicht zu bekommen ist und das Material außerdem irgendwann nicht mehr handhabbar ist, weil es zu schnell reißt.D = d * F / [SQR(A^2 + B^2) - d/2]
Hierbei ist: D = Dicke des Materials, d = Lochgröße, A und B = Länge der Negativseiten, F = Brennweite
Für eine 6x9 Kamera mit 0,4 mm Loch und 100 mm Brennweite ergeben sich
so als Maximaldicke des Materials 0,37 mm.
Je kürzer aber die Brennweite der Kamera ist, desto dünner muß dann
auch das Material werden.
Die Edelstahl- und Messingfolien, die ich verwende, haben eine Dicke
von 0,075 mm. Hier braucht man sich um Vignettierung keine Gedanken
mehr machen.