Das Prinzip einer Röhrenkamera habe ich auf der vorhergehenden Seite beschrieben. Meine erste derartige Kamera bestand aus einem Stück einer Pappröhre, wie sie z.B. zum Versand von Postern verwendet wird. Leider erwies sich die Kamera als nicht sehr beständig. Sie löste sich mit der Zeit auf. Es kam daher der Wunsch nach einer stabileren Ausführung auf. Nach etwas Sucherei entdeckte ich bei Woolworth die nebenan abgebildete Kaffeedose für 2,99 Euro. Sie ist ca. 19 cm hoch und hat einen Durchmesser von gut 10 cm - ideal für ein Blatt Fotopapier von 18x24 cm. Und, für mich besonders wichtig, die Dose ist - bis auf den Deckel - komplett aus Metall. Sie sollte also etwas länger halten als die Pappröhre.
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Zunächst mußte in die Seitenwand ein Loch gebohrt werden, welches anschließend das Pinhole aufnehmen sollte. Man hätte - bei ca. 0,2 mm Blechstärke - die Aufnahmeöffnung auch direkt in das Dosenblech machen können. Ich wollte jedoch jegliches Risiko einer Vignettierung vermeiden und daher für das Pinhole lieber meine bewährte Edelstahlfolie mit 0,075 mm Stärke verwenden. Das Bohren eines 8 mm - Loches in die Seitenwand erwies sich als schwierigster Teil des gesamten Kamerabaus. Mangels einer Fixiermöglichkeit für Dose und Bohrmaschine rutschte der Bohrer wild rum, bis er endlich faßte und dann das Loch mehr hineinbrach als bohrte. Entsprechend sah das Loch dann auch aus. Weiter unten kann man das entsprechende Bild sehen. Nach dem Entgraten und Anschleifen der Ränder wurde es aber dennoch als tauglich befunden.
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Der nächste und keineswegs unwichtige Schritt bestand darin, die Innenflächen der Kamera zur Vermeidung von Reflexionen zu schwärzen. Ich verwende für diesen Zweck mattschwarzen Sprühlack aus dem Kfz-Bedarf. Totmatter Kameralack wäre sicher besser, ist aber schwer zu kriegen und ziemlich teuer. Der Autolack ist nicht völlig reflexfrei, verbessert die Kamera aber dennoch entscheidend.
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Während die Lackschicht in der Kamera trocknete, war Gelegenheit, die Aufnahmeöffnung herzustellen. Ich bin seit einiger Zeit dazu übergegangen, die Löcher mit Mikrobohrern selbst zu machen. Wichtig ist ein Bohrständer, um den Bohrer absolut senkrecht und ohne Verwackeln durch die Stahlfolie zu führen. Anschließend werden beide Seiten des Bohrlochs mit feinem Schleifpapier entgratet und angeschliffen anschließend poliert. Dann den Bohrer zur Reinigung des Lochs nochmals von beiden Seiten vorsichtig durchgesteckt und man hat ein ordentlich rundes und sauberes Loch. Für die Dosenkamera mit gut 10 cm Durchmesser habe ich ein Loch von 0,4 mm hergestellt. Das gibt - auf die Bildmitte gerechnet - eine Blende von ca. 250.
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Hier sieht man nun einmal das Bohrloch in der Dose - nicht schön, aber funktionell - und die eingeklebte Edelstahlfolie mit der Aufnahmeöffnung. Die Folie ist eigentlich goldfarben, zeigt aber nach den Schleif- und Polierarbeiten, daß es sich in Wirklichkeit um Edelstahl handelt. Das Folienstück ist etwa 3 auf 3 cm groß und wurde einfach mit schwarzem Gewebeband innen hinter das große Bohrloch geklebt. Aufpassen muß man hierbei, daß man nicht die Aufnahmeöffnung zuklebt und daß die Folie möglichst der Rundung der Dose folgt. Es kann sonst passieren, daß man sich eine Vignettierung einfängt.
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Der nächste Schritt war die Konstruktion eines geeigneten Verschlußes. Da die Belichtungszeiten mit dieser Kamera doch ziemlich lang sind, muß man weder auf Erschütterungsfreiheit noch auf die Geschwindigkeit achten. Wichtig ist nur, daß der Verschluß lichtdicht ist, einfach geöffnet und genauso einfach wieder geschlossen werden kann. Bei einer Blechdose ist ein schwarzer Klebstreifen das Mittel der Wahl. Er ist leicht abzuziehen und kann fast beliebig oft wieder angeklebt werden. Ich habe lediglich im Bereich der Aufnahmeöffnung noch ein Stück schwarzen Filz auf das Band geklebt. Das soll die Lichdichtheit verbessern und außerdem verhindern, daß das Gewebeband an der dünnen Stahlfolie des Aufnahmelochs festklebt und diese möglicherweise verbiegt oder herausreißt.
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Damit war die Kamera eigentlich fertig und man kann sie so bereits verwenden. Aus Gründen der Bequemlichkeit wollte ich aber noch einen Stativanschluß haben, um die Kamera auch dort einsetzen zu können, wo keine geeignete ebene Unterlage zur Verfügung steht. Vor geraumer Zeit habe ich mir für Selbstbaukameras eine Anzahl von Stativanschlüßen herstellen lassen. Es handelt sich um Aluplatten der Größe 3x5 cm, 1 cm stark, die in der Mitte ein 3/8"-Gewinde haben, das sich mit einer Adapterschraube auf 1/4" verringern läßt. Weiter hat die Platte 4 Bohrungen für Befestigungsschrauben. Auf den Boden der Blechdose habe ich die Platte allerdings einfach aufgeklebt.
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Damit war die Kamera endgültig fertig - dachte ich - und konnte zum Einsatz kommen. Gleich der erste Versuch zeigte allerdings, daß der schöne dunkelblaue Plastikdeckel der Dose mitnichten lichtdicht war. Nicht der Dichtring oder eventuelle Passungenauigkeiten waren schuld, sondern das Material als solches ließ Licht durch. Glücklicherweise war dieser Fehler aber leicht zu beheben. Die Innenseite des Deckels bekam ebenfalls einen kräftigen schwarzen Lacküberzug und das vorsichtshalber gleich drei mal. Nach dem Trocknen wurde die Kamera mit einem Blatt Fotopapier geladen und eine Stunde in die Sonne gestellt. Jetzt war keine Spur einer Undichtigkeit mehr festzustellen. Ein Bild der fertigen Kamera findet sich auf der Kameraseite.
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